Zur Person

Wenn man Thomas Jurisch auf der Bühne erlebt, weiß man nie, ob es gerade eine Rolle, sein Ernst, die absolute Hilflosigkeit oder er die perfekte Präsenz darstellt. Denn irgendwie verkörpert er alles in sich. Als kleiner Filou im Kindergarten die Erzieher foppend, erfand er sich spätestens als Klassenclown ständig neu und war als Alleinunterhalter der Schreck der Lehrer. Erst viele Jahre, fast schon zwei Jahrzehnte später, erkannte er, dass er nach Maurerlehre, Redakteur in diversen Tageszeitungen und Magazinen, Bühnen- und Tontechniker im Theater, Redakteur bei Fernseh- und Nachrichtensendern, eigenem Verlag nebst Werbeagentur oder als DJ / VJ noch immer ein Ziel vor Augen hat: Die reine Interaktion mit dem Publikum. Erst ein zufälliges Gespräch im Café mit einem fremden Rastafari über seinen Blog auf Myspace brachte ihn dazu einen Poetryslam zu besuchen – Quatsch besuchen - eher gleich mitzumachen. Und seit diesem 28.April 2006 steht er unaufhörlich auf der Bühne.

Seitdem war seine Karriere weniger mit Stolpersteinen geschmückt. Er erfand sich neu als Poetryslamer oder eher Slamcomedian, denn seine Texte waren zu 98,829% zum Kotzen komisch. Das Leben karikierend, selten politisch korrekt, ungern auf einer Linie mit dem Gesellschaftsgeschmack, aber nie diskriminierend oder verletzend. Dabei kam ihm seine Ausbildung in den Redaktionen zu Gute. Punktgenau kürzen. Nie überfordern. Selten überspitzen. Fertig waren seine Texte. Und er feilte jedes Jahr neue Stile für sich. Ob urkomisch oder tränenernst, ob lyrisch oder prosal, ob theatralisch oder einfach nur whack. Ihm war und ist kein Stilmittel zu schwer, es nicht wenigstens zu versuchen und zu versuchen und zu versuchen bis es endlich beim Publikum fruchtet. Oder er als sein schlimmster Kritiker erkennen muss, dass er sich wie immer stets im Rahmen seiner Möglichkeiten Mühe gab, nicht auf ganzer Ebene zu versagen.

Fortan tingelte er von Kleinkunstbühne zu Kleinkunstbühne. Von Slam zu Slam. Von Auftritt zu Auftritt und verfeinerte seinen wandelbaren Stil. Ob als depressive Blume, wütender Sachse oder einfach nur Jurisch – er feilt ständig an neuen Figuren. Freuen darf man sich schon auf „Suffi“, „Mr. Nice Cock“ oder „Bernhardt, die Astrofee“, welche ab September in seiner neuen Show „Weeste Bescheid!“ das Licht der Welt erblicken werden.
Die Presse feierte ihn schon als zweiten Louis de Funès und könnte damit sogar Recht haben, denn sein Gesichtskasper brachte schon ganze Hallen zum Toben.

Wohin die Reise allerdings gehen wird, weiß selbst Jurisch noch nicht. Aber eines ist klar. Er wird nicht aufhören, auf den Bühnen Deutschlands seine stetig wachsende Fangemeinde mit neuen Ideen zu beglücken. Und was für welche.